Mittwoch, 23. Dezember 2015

Ausflug zu den "San"

Menschen im Einklang mit der Natur


Bevor meine Freundin Isabel übermorgen kommt und wir uns beide am 26. aufmachen um drei Wochen praktisch in der Wildnis zu campen, habe ich noch einige Tage für mich und was passt da nicht besser als ein bisschen Geld auszugeben :D statt jedoch shoppen zu gehen, habe ich einen Ausflug gebucht. Wie ihr euch sicher erinnert, habe ich im Rahmen meines Unterrichtens auch Geschichtsunterricht gegeben. Und wer alle meine Blogeinträge verfolgt hat, durfte bereits ein bisschen was über das namibische Urvolk "die San" erfahren. Eine Gruppe dieses Volkes habe ich heute besucht. Zuerst gings raus aus Windhoek auf die tolle Naankuse Lodge. Auf ihrem Gelände lebt eine Familie der San jedes Jahr für etwa drei Monate. Eigentlich leben sie eher im Norden. Für die Zeit, die sie dort in ihren Hütten leben, zeigen sie Touristen ihren lifestyle und einige Fähigkeiten die sie sich in der Natur angeeignet haben.

Mit einer kleinen Gruppe von nur fünf Leuten ist unser Guide, der ebenfalls San ist, aber in diesem Fall auch dem Englischen mächtig ist, auf das Gelände gefahren, auf dem die San leben. Unter einer Gruppe von Bäumen befindet sich deren Dorf. Dieses besteht aus Strohhütten und einer Feuerstelle. Freudig werden wir begrüßt, vom Chief zuerst, der nur noch einen Arm hat. Die Geschichte dazu wird gleich miterzählt. In der Sprache der San, die aus vielen Klicklauten besteht, erklärt er, dass ein Pfeil in jungen Jahren ihn seinen Arm gekostet hat. Die Spitze des Pfeils war mit Gift getränkt, so wie es bei ihnen üblich ist. Auch die Ärzte im Krankenhaus konnten den Arm nicht mehr retten, als er sich einen Pfeil ausversehen in besagtem versenkt hatte.
Der Chief, ein schon alter Mann ist mit buntem Perlenschmuck geschmückt. Der Lendenschurz besteht aus Tierhäuten. Die Frauen und die Männer sind oberkörperfrei und insgesamt eher von kleiner Statur. Überflüssiges Fett gibt es bei ihnen nicht. Später erklärt man uns, dass die San nur essen wenn sie hungrig sind. Die Frauen tragen ihre kleinen Kinder in Tragen aus Tierhaut auf ihrem Rücken. Geschlossen machen wir uns auf in den Busch.

Als erste Station wollen die San uns zeigen wie sie Wasser auf der Jagd bekommen wenn sie keines dabei haben. Wir halten an einer unscheinbaren Pflanze. Ich hätte sie wohl am ehesten als Gras bezeichnet... Einer der San Männer beginnt mit einem Eisenstab, die Erde um die Pflanze herum auszugraben. Der Guide erklärt, dass dies die "Waterroot-Pflanze" ist. In der Wurzel der Pflanze, die, als sie erst einmal ausgegraben ist, tatsächlich sehr groß ist, ist Wasser gespeichert. Der Guide schält die Wurzel für uns und wir dürfen probieren. Vom Aussehen her würde ich die Wurzel als Meerrettich ähnlich beschreiben. Sie ist sehr faserig, etwas bitter und wenn man darauf beißt ist sie tatsächlich sehr, sehr saftig. Wir lutschen das Wasser heraus und spucken die Reste wieder auf den Boden. Während wir die Pflanze bewundern, sitzen die anderen der San Familie im Schatten auf dem Boden. Die Kinder sammeln im Umkreis kleine Zwiebelchen, die die Erwachsenen dann genüsslich verspeisen.


Weiter geht es zum nächsten Wunder der Natur: dem Shepard Tree. Der Chief holt mit einem Speer kleine grüne Kügelchen vom Baum. Außen grün, innen Rot, kann man das Innere essen wenn es reif ist. Es schmeckt dann sehr süß und man kann auch Saft daraus machen. Alles was uns gezeigt und erklärt wird, erzählt uns der Chief in San und der Guide übersetzt es dann für uns. Witzigerweise brauchte der Guide dafür nur halb so lang als der Chief. Die Sprache der San ist sehr ausführlich und bildlich erklärt uns, unser Guide.











Als nächstes wenden wir uns einigen medizinischen Pflanzen zu. Eine fand ich besonders interessant. Mit den Blättern dieses Busches kann man, wenn sie gekocht werden, Grippe behandeln. Fügt man die Blätter jedoch zu dem Gift auf den Spitzen der Pfeile hinzu, dann verstärkt es das Gift und das Tier stirbt definitiv.

Schließlich wollen uns die Bushmänner noch zeigen wie man Feuer macht. Die Technik hat wahrscheinlich jeder schon einmal gesehen: Mit zwei Stöcken und etwas trockenem Gras versucht man durch Reibung Funken zu erzeugen. Leider klappt es nicht, da sie nicht genug Stöcke dabei haben. Aber das hat schließlich jeder schon einmal gesehen.

Zum Schluss kehren wir auf den Dorfplatz zurück und es werden einige traditionelle Tänze gezeigt. Dazu werden Ketten mit bestimmten raschelnden, getrockneten Früchten um die Beine gebunden und dann getanzt und gesungen. Den Zebra-Tanz durfte ich sogar mittanzen. Sah bestimmt ziemlich bescheuert aus, ich als dicke, weiße die zusammen mit den stolzen San da im Kreis rumgesprungen ist xD

Insgesamt war es ein toller, sehr interessanter Ausflug. Am Ende habe ich noch meine Neugier befriedigt und den Guide über die Familienstrukturen und die Aufgabenrollen der San ausgefragt. Das Leben des Volkes, was das älteste Namibias ist und von dem man nicht weiß von woher sie gekommen sind bevor sie nach Namibia kamen, hat mich schwer beeindruckt. Klar, es beeindruckt wie wenig sie zum Leben brauchen aber viel spannender fand ich zu sehen welchen Wissensschatz die San über die Natur besitzen. Pflanzen die für uns absolut unscheinbar wirken, beinhalten Kräfte, die wir nicht mal ansatzweise ahnen und die San wissen diese für sich zu nutzen. Mit einer der beeindruckendsten Ausflüge hier in Namibia!

Wochenendtrip nach Rundu

Fluss, Hitze und Chicken

Gnarf, ich weiß ich habe ganz furchtbar lange nichts mehr von mir hören lassen. Es gab auch einen Grund, diesen kann ich euch jedoch nicht sagen. Was ich sagen kann, es war nicht grundlos, dass ich so lange nichts mehr geschrieben habe. Ich war einfach überhaupt nicht in der Stimmung dazu. Jetzt jedoch, kommt mal wieder was hier. Wie habe ich die letzten Wochen verbracht? Die Schule ging vorbei mit großem, traurigen, tränenreichen Abschied von den Kindern. Ich habe ein Wochenende in Rundu verbraucht (in den Genuss diesen Berichts kommt ihr ganz gleich :) Dann habe ich eineinhalb langweilige Wochen im verlassenen Grootfontein verbracht bis ich nach Windhoek aufgebrochen bin. Ach ja, eine feuchtfröhliche Weihnachtsfeier der Schule gabs noch für uns. In Windhoek habe ich bei Anna in der Waldorfschule gewohnt. Sie ist ebenfalls beim Projekt dabei und die Unterkunft in der Waldorfschule war richtiger Luxus für mich. Natur, eine Küche in der ich mal für mich selbst kochen durfte und ein richtiger Fußboden! Ich habe also eine Woche Big-City-Life in Windhoek verbracht, viele Leute aus dem Projekt getroffen, mit unbekannten Leuten in Clubs getanzt und bereite mich jetzt darauf vor, dass Isabel, meine beste Freundin aus Deutschland, nach Windhoek kommt. Jetzt, hier jedoch noch ein kleiner Bericht mit vielen Bilder von meinem Trip nach Rundu. Viel Spaß!


Mit der Fahrt hatte ich richtig Glück. Ich dürfte nämlich bei Schülern von mir hinten im Baggy mitfahren. Dieser war bequem mit Matratzen ausgelegt und sogar eiskaltes Savannah Cider gabs praktisch obendrauf. Meine zwei Schüler waren zwar nicht so begeistert den Platz mit ihrer Lehrerin teilen zu müssen aber so ist das Leben halt :D

Nach knapp drei Stunden Fahrt, in der sich die Landschaft um mich herum immer grüner wurde, kamen wir in Rundu an. Zur Begrüßung hatte meine Freundin Caro, die ich in Rundu besuchte sich ausgedacht, dass wir erst einmal in einer netten Lodge lunchen. Von dort hatte man einen fantastischen Blick auf den Okavango-River und dahinter konnte man sogar schon Angola sehen. Außerdem bevölkerten den Garten einige Pfaue, was wirklich himmlisch aussah.



Aber mal ein paar Fakten zu Rundu: Es ist die zweitgrößte Stadt nach Windhoek, liegt im Nordosten von Namibia, mehr oder weniger direkt über Grootfontein "drüber". Namibia und Angola werden an dieser Stelle nur durch den Okavango getrennt. Ein breiter Fluss der auch in der Trockenzeit Wasser führt. Dementsprechend ist die Gegend viel grüner. Rundu's Bevölkerung ist hauptsächlich schwarz und auch viele Portugiesen leben hier. Wir als weiße sind dann schon so etwas wie eine Attraktion. In Rundu ist es sehr heiß. Es sind auch nachts gerade Temperaturen von 37 Grad und das macht es, zumindest für mich, echt schwer Schlaf zu finden.
Während meines Wochenendes gab es auch so einige Stromausfälle. Bei der Hitze ist dann auch gleich alles kaputt was man eventuell im Kühlschrank hatte. Nervig ist, dass man dann auch nicht mehr aufs Klo oder duschen kann.




Womit habe ich aber mein Wochenende verbracht? Also zweimal waren wir bei der portugiesischen Sekretärin der Schule eingeladen, in der Caro gearbeitet hat: der Rundu Christian School. Wie es so im südländischen üblich ist, wurden wir sehr ausreichend mit Essen und so einigen Margaritas versorgt (ihr müsst mittlerweile auch denken ich bin hier zur totalen Alkoholikerin geworden...hust, bin ich nicht). 

Samstag stand noch etwas ganz besonders an. Ein Freund von Caro, der auch einmal an unserem Projekt teilgenommen hat und hier jetzt jemanden geheiratet hat, wollte Lebensmittel und Geschenke in ein Dorf bringen, das es nicht so gut wie wir hat. Das Familienoberhaupt, ebenfalls ein Lehrer der Christian School hatte etwas Schwierigkeiten seine Familie zu ernähren. Deshalb waren wir erstmal groß einkaufen, finanziert durch Spenden aus Deutschland und sind dann in das Dorf gefahren. Für mich war das eine riesen Erfahrung! In einem Dorf wohnt immer eine Großfamilie in Holz/Strohhütten. Sehr interessant war, dass es im innern sogar kühler als draußen war. Die Hütten sind nämlich innen mit Termitenschlamm ausgekleidet und der wirkt wie eine Isolierung. Uns wurden alle Hütten gezeigt, auch wo sie ihr Fleisch aufbewahren und kochen. Das Wasser holen sie aus dem Fluss. Das zu trinken würde uns, Normalsterbliche wahrscheinlich tagelang ans Klo fesseln. Die Menschen hier sind es aber gewöhnt. Wir wurden richtig freundlich empfangen und extra für uns wurde "Running Chicken" und Milie Pap (Maisbrei). Das Hühnchen unterschied sich insofern von "normalem" Chicken, als, dass es sehr festes Fleisch hatte. Sehr sehnig. Extra für uns wurde es am Morgen geschlachtet und zubereitet. Dass es am morgen noch fröhlich rumgerannt ist konnte man auf jeden Fall schmecken. 







Und um das tolle Wochenende gebührend abzuschließen haben wir uns abends mit einem kleinen Picknick noch an den Fluss gesetzt und die großartige Aussicht genossen!









Bei der Heimfahrt zogen wieder viele kleine Hütten an mir vorbei...Tschüss Rundu!


Mittwoch, 11. November 2015

Meine kleinen Monster

Der letzte richtige Unterricht


Ich habe es überlebt ohne zu weinen, einmal war ich kurz davor als mich ein Kind nochmal umarmen wollte aber ich habe es geschafft. Gestern habe ich das letzte Mal regulär Unterricht gehalten. Ab jetzt sind die letzten drei Wochen des Terms Examenszeit und da bin ich nur noch passive Aufsicht und halte aktiv keinen Unterricht mehr. Zum Abschluss habe ich für jede Klasse, die ich hatte eine kleine schöne Klassenparty mit Limo und Süßem veranstaltet. Sonntag habe ich mich extra einige Stunden hingesetzt und aus Tonpapier und viel Glitzer, kleine Glücksbringer für die Kinder, für ihr Examen gebastelt. Dieser hat dann jeder persönlich überreicht bekommen und eine fast-Abschied-'s-Umarmung gabs auch noch dazu.
Es ist unglaublich wie schnell die Zeit verging, wie die Wochen mit Unterricht verstrichen und der Term jetzt vorbei ist. Damit wird auch schon fast die Endzeit in Namibia eingeläutet, und dabei bin ich doch erst etwas über 3 Monate hier! Und jetzt muss ich schon das erste Fazit schreiben. Das Fazit zum Unterrichten.

Ja, wie war's eigentlich? Gute Frage, die Zeit verging so schnell, dass ich zwischendrin gar nicht zum reflektieren gekommen bin. Oft habe ich über die Schüler geschimpft weil sie zu faul waren, irrsinnige Antworten auf Fragen gegeben haben (vll. gibts da nochmal eine Top 5 von witzigen Schülerantworten von mir) oder weil sie einfach nicht das machen wollten, was ich aber gewollt hätte. Doch jetzt, so am Ende holt auch mich das Phänomen ein, dass wahrscheinlich jeder Lehrer kennt: Man kann sie noch so hassen - am Ende hat man sie doch ganz arg lieb die Schüler. Ich werde sie echt vermissen alle, bedeuten sie für mich immerhin das erste Mal für längere Zeit für Schüler und Unterricht ganz selbst verantwortlich zu sein.

Besonders am Anfang habe ich über die achte Klasse geschimpft, wohl eine der schlimmsten der Schule und doch, jetzt verlasse ich sie fast am wehmütigsten. Oft genug habe ich im Unterricht mit ihnen, meinen Kopf gegen die Wand hauen wollen oder langsam bis 10 zählen müssen um nicht an die Decke zu gehen. Doch dann, zwei Minuten später konnten sie mich wieder zum lachen bringen mit ihrem Versuch mich umstimmen zu wollen. Wie oft haben sie mich nach einer Freistunde gefragt und wie oft habe ich nein gesagt (fast jedes Mal). Aber jetzt kenne ich sie so gut nach dieser Zeit, jeden persönlich, dass ich ihnen all das nicht mehr übel nehmen kann. Und auch ich muss mich an meine eigene Nase fassen. Es lag sicherlich nicht alles an ihnen. Wenn wir mal ehrlich sind bin ich eine unerfahrene Lehramtsstudentin und außer einigen Praktikas habe ich kaum was an Erfahrung im Unterrichten und Klasse führen vorzuweisen. Und es kommt hinzu, dass das zwei völlig unterschiedliche Sachen sind! Unterrichten, würde ich mal sagen, kann ich schon relativ gut, werden wir im Studium doch sehr darauf gedrillt. Doch eine Klasse unter Kontrolle zu halten, 40 Minuten lang ist ein ganz anderes Kaliber. Die Klassen waren zwar wirklich klein (4-17 Leute) aber löscht man ein Flüsterfeuer am einen Ende der Klasse, entfacht sich am anderen Ende der Klasse gleich das nächste. Ich empfand es auch als Problem, dass die Kinder hier sehr auf Frontalunterricht gedrillt werden und die ganze Stunde leise zu sein. Kam ich also an und habe versucht (Sonderpädagogin die ich bin) Gruppenarbeit zu machen, dann flippte die Klasse gleich völlig aus und die Lautstärke drehte sich ins unendliche. Ich bin so den Unterricht aus Deutschland gewöhnt und Dinge die dort selbstverständlich sind, dass ich völlig perplex war als einfache Partnerarbeit hier zur völligen Eskalation führte.

Oft waren auch die Bedingungen sehr schwierig für mich. Bücher die ganz anders aufgebaut sind als in Deutschland und sehr textlastig sind (interessantes Lernen: Fehlanzeige), Klassenzimmer die notdürftig zusammengeschustert sind und auseinanderfallen wenn man sie zu böse anschaut (ich war mal in einem Klassenzimmer eingesperrt weil die Türklinge abgefallen ist) oder spontane Änderungen im Schulablauf, die mir niemand kommuniziert hatte. Doch die größte Lektion, die ich dabei gelernt habe, und die ich niemals mehr missen möchte: Sei spontan und flexibel!
Anders hätte ich hier schlichtweg nicht überleben können. Was soll man bitte tun wenn es keine Tafeln gibt und die Whiteboardstifte aus sind, oder der Kopierer mal wieder spinnt oder man im Musikunterricht nicht singen darf weil die Klassenzimmerwände nur aus Styropor bestehen und das viel zu laut für die anderen Klassen wäre oder die Kinder für den Film alle benötigten Requisiten daheim vergessen haben ODER die Hälfte der Klasse einfach nach Windhoek gefahren ist ohne, dass einem jemand Bescheid gibt oder, oder, oder... Ich kann noch tausende Sachen aufzählen.

Hier habe ich also sehr dazu gelernt und profitiert, auch wenn es für mich in der ein oder anderen Situation sehr schwierig zu reagieren war. Ich habe also jetzt völlig anderen Unterricht kennen gelernt und das ist gut. Das ist auch das was ich wollte als ich nach Namibia kam (neben tausend anderen Gründen). Und ich bin überzeugt davon, dass mir das alles später im Referendariat und in der Schule nutzen wird. Auch im Studium werde ich davon profitieren, ich weiß jetzt, dass ich noch verstärkt Erfahrung und Wissen brauche wie man eine Klasse führt und diszipliniert.
Aber ich bin echt so dankbar, auch für all die kleinen Erfahrungen hier. Zum Beispiel auch was es für einen Unterschied macht mit welcher Laune und Stimmung man in die Klasse kommt. War ich müde und hatte wenig Lust auf Unterrichten, war es praktisch garantiert, dass alles noch viel schlimmer werden würde. War ich entspannt, übertrug sich das auch auf die Kinder. Das ist eine wichtige Erfahrung, die ich sonst erst im Referendariat hätte machen dürfen. Als Lehrer bist du derjenige der die Klasse durch das Lernen führt. Und in der Art wie du die Klasse führst, entscheidet sich auch das Lernen. Das sind Sachen die man ahnt und schon oft gehört hat, aber sie am eigenen Leib zu erfahren wirkt sehr viel eindrucksvoller.

So das hört sich jetzt alles ein bisschen an als ob mein Unterricht immer nur Chaos gewesen wäre, ich hoffe dem war nicht so :D Nein, war er nicht. Oft wollte ich auch das Chaos. Was bringt einem eine Kunststunde, in der man basteln und seiner Kreativität freien Lauf lassen darf, wenn man kein einziges Wort sprechen darf?! Genau, nichts! Meine Vorerfahrung in der Geistigbehindertenpädagogik hat mir auch oft enorm viel geholfen. Es gab etwa einen Schüler, der immer sehr unruhig war und immer sein eigenes Ding im Unterricht machen wollte, unabhängig von seinen Schülern und wenn aber alle das gleiche machen wollte hat er gestreikt. Ich habe viele Diskussionen mit den anderen Lehrern hier geführt. Bei ihnen im Unterricht muss jeder das gleiche tun und ich bin mir sicher, dass das auch in vielen deutschen Klassenzimmern Alltag ist. Doch damit geht doch der Individuelle völlig verloren. Ich persönlich bin der Meinung, dass man im Rahmen des Möglichen alles versuchen sollte den Einzelnen zu beachten und in der Gruppe zu stärken. Für mich sah die Lösung dann so aus, dass ich den Jungen einfach habe machen lassen. In seinem Tempo, wann er möchte und wenn die Extrawurst nicht allzu schlimme Folgen hatte, habe ich aus das zugelassen. Wen interessiert es in der Klasse (eingeschlossen mich) wenn ein Einzelner Zeitung liest bevor er das Arbeiten anfängt, solange er am Ende, so wie die anderen fertig ist? Genau, wieder niemanden. Ganz im Gegenteil, bei der Doppelstunde Kunst ging es viel entspannter, auch für die anderen zu, wenn ich dem Jungen ohne große Diskussion seine Extrawurst erlaubt habe und damit alle Ruhe hatten. Oft war er dann derjenige der in der zweiten Stunde am konzentriertesten gearbeitet hat.
Aber gut, über solche Kinder kann man sich stundenlang unterhalten und viele Lehrer mit viel Erfahrung werden da auch wieder eine ganz eigenen Meinung haben die wahrscheinlich genauso berechtigt ist. Das war jetzt einfach mal etwas pädagogisches Gelaber meinerseits, das ihr ertragen musstet. Und wenn ihr dazu auch eine Meinung habt, dann fühlt euch frei in den Kommentaren auszutoben. Ich bin immer interessiert an Austausch :)

Um aber zu Thema irgendwie wieder zurück zu kommen, erzähle ich euch noch etwas mehr über meine Klassen. Zuerst wäre da meine 4. Bestehend aus 5 Kindern. Wer jetzt meint, 5 Kinder wären entspannt zu händeln - weit gefehlt - sie hatten mindestens genauso Zündstoff wie die 17 Achtklässler. Vier von diesen fünf waren solche Plappermäuler, dass ich kaum zu Wort gekommen bin. Alle Kunstaktionen waren erstmal furchtbar langweilig, einer hat ständig gegessen und die die anderen konnten nicht still sitzen. Am Ende habe ich mir auch noch ein Riesen Projekt aufgebrummt und wollte mit den Kinder einen Film drehen. Ich muss wahnsinnig gewesen sein. Das Projekt hat Wochen verschlungen und mich bis an meine Grenzen gebracht. Immerhin, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Und falls es möglich ist, werde ich den Film vielleicht hier hochladen. Das war also meine 4.

In der Fünften habe ich Deutsch Introduction und auch Kunst gegeben. Diese Klasse waren wohl meine Lieblinge. Oft zuckersüß und so motiviert. Für sie war deutschlernen noch Spaß und Freizeit und das hat es mir einfach gemacht ihnen die Farben in deutsch und Obst- und Gemüsesorten, sowie Begriffe vom "Frühstück" beizubringen. Gestern haben wir ein großes Abschlussquiz veranstaltet und jeder war eifrig bei der Sache und fast alle Fragen konnten richtig beantwortet werden. Auch mit der Fünften habe ich einen Film gedreht. Es war ein ebenso großer Aufwand aber das Ergebnis ist, genau wie bei den 4. einfach "lovely". Gestern haben wir zum Abschluss Weihnachtskarten gebastelt (es waren knapp 40 Grad dazugesagt) und das Ende vom Lied war eine riesige Glitzereskalation im Klassenzimmer - nie wieder Glitzer zum basteln, nie wieder...

Von der 8. habt ihr schon viel gehört. Jugendliche in der anfänglichen Pubertät zu unterrichten macht richtig Spaß :D die meisten von ihnen fanden Geschichte wohl eher nicht so spannend und das macht es für mich natürlich ungemein schwieriger sie für den Unterricht zu begeistern. Aber immerhin habe ich viel über namibische Geschichte gelernt. Wer also unbedingt gerne mal testen möchte wie er mit Frustration umgeht, dem kann ich die Klasse nur empfehlen :D kurz vor den Examen, nachdem wir zwei Monate nur darüber geredet haben welche Stämme vor dem 19. Jahrhundert nach Namibia kamen, erzählt mir doch nicht tatsächlich einer der Schüler mit vollem Ernst, dass vor dem 19. Jahrhundert noch gar keine Menschen in Namibia gelebt hätten. Aha, wofür stand ich nochmal jeden Tag vor euch?? Trotzdem, oder vielleicht genau deswegen (weil es ja doch irgendwie lustig ist...) werde ich sie unheimlich vermissen.

Und zu guter Letzt noch meine zwei 9. Klässlerinnen. Neben den Possessivpronomen und Präpositionen, die ich ihnen (hoffentlich) beigebracht habe, habe ich auch noch ganz viel über den aktuellen Gossip in der Schule erfahren können, sowie viel über Liebeskummer. 15 zu sein ist wirklich ganz schrecklich! Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten ist etwas völlig anderes als es Muttersprachlern beizubringen. Und wenn ich eins gelernt habe, dann: Deutsch ist eine verdammt schwierige Sprache. Wie bringt man etwa jemanden die Fälle bei (ihr erinnert euch, Genitiv, Dativ usw. - - - ihr werdet euch wahrscheinlich eher nicht erinnern), wenn es sowas im englischen und afrikaans nicht gibt? Sehr schwierig. Ich drücke ihnen für ihr End-of-Term-Examen alle Daumen und bin gespannt, was sie tatsächlich behalten haben.

Soderla, das war es jetzt erst einmal wieder von mir mit einem langen Blogeintrag. Das Abenteuer Namibia ist noch nicht ganz vorbei...

Montag, 9. November 2015

Colour Party

Das Leben ist eine Leinwand - das Bild musst du selbst malen!





So sieht man aus, wenn man eine Colour Party gefeiert hat - sehr bunt! Wer noch nie auf einer Colour Party war, für den erkläre ich das Prinzip noch einmal. Eigentlich kommt das Fest aus Indien, wird aber mittlerweile überall auf der Welt als Anlass genommen mit Farbpulver Bomben um sich zu schmeißen, alle Leute dabei bunt zu machen und zu tanzen und zu feiern. Die Schüler meiner Kollegen aus Otjiwarongo haben für den guten Zweck  (um für ihre Schule Geld zu sammeln) auch so ein Farben-Fest veranstaltet. Und wenn ich hier in Namibia eins gelernt habe dann Alkohol zu trinken, die Feste so zu feiern wie sie fallen :D nein, nein, keine Angst, es gibt auch Tage dazwischen wo es nichts zu feiern gibt...

Also habe ich mich vor einigen Tagen nach Otjiwarongo aufgemacht. Es liegt etwa 2,5 Stunden von Grootfontein entfernt. Doch nicht nur ich habe mich dorthin aufgemacht, viele meiner Kollegen, die in ganz Namibia verstreut waren, sind auch dorthin gefahren. Viel kann man zu dem Abend nicht erzählen, ich lasse die Bilder einfach für sich sprechen. Es war auf jeden Fall sehr farbenprächtig, lustig und ausgelassen.



Freitag, 23. Oktober 2015

Huhu *vorsichtiges Rüberwink*

Ihr könnt beruhigt sein, ich lebe noch


Ja, ja, ja ich habe lange nichts mehr anständiges von mir hören lassen ABER ich habe einen guten Grund! Die Arbeit. Die Schule. In zwei Wochen beginnen hier die Ende-des-Terms-Examen und bis dahin müssen meine Noten für den Term stehen. Das heißt ich muss in jedem Fach noch die letzten Themen durchquetschen und Tests schreiben. Stunden vorbereiten, kleine und große Tests erstellen, korrigieren, Examen erstellen und sich mit Disziplinsschwierigkeiten rumschlagen ist unglaublich Zeit verschlingend und stressig. Deshalb hatte ich bis jetzt schlichtweg keine Zeit im Blog zu schreiben und um ehrlich zu sein, sehr viel spannendes ist nicht passiert. Aber es sind zwei Blogeinträge geplant und schon im Schreibprozess. Habt also Geduld :)

Mir geht es sonst ganz gut, allerdings ist die Hitze furchtbar. Ich wusste ja, dass es heiß wird, hatte aber keine Vorstellung wie krass sich das anfühlt. Morgens sind hier schon knapp 30 Grad (ja ich weiß, während ihr in Deutschland friert) und nachmittags kommen wir fast auf 40! Ich vermisse es wie es sich anfühlt zu frieren und sich in einen dicken Pulli zu kuscheln...
Mal gucken, ob ich es überlege wenn wir dann tatsächlich mal über 45 Grad haben (ja, das ist normal hier bei mir, juhuu).

Dann also ganz liebe Grüße, ich umarme dann mal weiter meinen Ventilator!

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Namibische Geschichte mit Laura - Teil 2

Namibia before the 19th century - Migration of the Bantu-speaking people


 


Lange ist’s her da hab ich euch ein bisschen was über die Anfänge Namibias und die ersten Einwohner erzählt, heute soll es um die verschiedenen Tribes gehen. Davon gibt es in Namibia ja eine Menge und auch diese haben eine Geschichte. 

Origin of the Bantu-speaking people

Also gehen wir wieder weit zurück, reisen in die Vergangenheit und befinden uns jetzt im westlichen Zentralafrika, heute bekannt als Nigeria und Kamerun. Dort befindet sich eine Gruppe von Menschen, zusammenfassen kann man sie als Bantu-speaking people, die schon Pflanzen anbauten wie Kürbis und Bohnen. Damit sind sie was Besonderes denn die San, zuvor, waren ja „nur“ Jäger und Sammler. Sie hatten auch schon Schafe, die sie sich hielten. Also, also diese Menschen irgendwann immer mehr wurden, wurde das Land knapp und sie mussten sich eine Lösung überlegen. Wie sonst sollten sie an genügend Wasser kommen oder an Land um ihre Herden grasen zu lassen. Einige Gruppen dieser Leute machten sich also auf den Weg um neues Land zu erkunden. Irgendwann landeten sie dann in Namibia. Doch welche Gruppen waren das eigentlich genau, und wo lebten sie?

The Ovambo

Um 1500 herum kamen die Vorfahren der Ovambo Tribes von Zentralafrika bis zu einer Region in der sich der Kavango Fluss befindet. Wahrscheinlich überquerten sie den Fluss, folgten ihm bis zum Etosha Pan und dort blieben sie dann. Nördlich vom Etosha Pan fanden sie Land, das sich hervorragend zum Pflanzenanbau und zum Halten von Vieh eignete. Sie splitteten sich in verschiedene Untergruppen, jeder mit eigenem Anführer und jeder unabhängig voneinander mit eigener politischer Struktur und eigenem Territorium. Dem Anführer assistierten einige Ratsmitglieder. Jeder Familie musste für sich selbst sorgen und so war es die Aufgabe der Frauen Landwirtschaft zu betreiben und die Aufgabe der Männer für das Vieh zu sorgen. Sie hatten große Körbe in den z.B. Getreide bis zu fünf Jahre aufgehoben werden konnte.
Sehr interessant ist, dass die Ovambos nach dem Prinzip der Matrilinearität leben. Das heißt, dass die Familie der Mutter wichtiger ist. Zum Beispiel ist der Bruder der Mutter das Familienoberhaupt und nicht der Vater etwa. Chef wird zum Beispiel dann auch der Bruder oder wenn es keinen Bruder gibt, ein Sohn der Schwester. Vielleicht googelt ihr das mal selber, ich fand es etwas schwer zu verstehen. Aber man bildet sich ja immer weiter.


The Kavango

Die Kavango sind, laut Historiker, ursprünglich Ovambos, die sich von diesem Tribe absplitteten als sie Namibia erreichten. Sie bewegten sich westwärts bis sie den Ort erreichten an dem sie heute noch leben: am Okavango River. Auch sie splitteten sich in unterschiedliche Tribes ab. Die Vakwangali, Vambunza, Vashambyu, Vagciriku und die Hambukushu. Die natürliche Umgebung des Flusses machte es möglich für sie, dort permanent zu siedeln. Sie lebten nach dem Prinzip Landwirtschaft, Fischen, Jagen und Viehhaltung nur so weit zu betreiben, dass ihre eigenen Bedürfnisse gedeckt waren.
Auch die Kavangos leben nach dem Prinzip der Matrilinearität. Die Chefs der fünf Tribes sind alle Mitglieder von wichtigen Familien basierend auf der Blutlinie der Mutter. Damit kann auch nur ein Bruder oder ein ältester Sohn, der ältesten Schwester Chef werden und nicht der Sohn des Chefs selbst.


The Ovaherero

In der Mitte des 16. Jahrhunderts, kurz nachdem die Ovambos und Kavangos sich in Namibia niedergelassen haben, erreichten die Ovaherero Namibia. Sie gehörten zu denjenigen die sich Vieh hielten. Zuerst wollten sie wohl auch das Gebiet nördlich von Etosha einnehmen, jedoch war die Gegenwehr der Ovambos zu stark für sie und so zogen sie weiter Richtung Kaokoland. Was sich lecker anhört ist in Wirklichkeit eine sehr trockene und bergige Gegend. Aufgrund ebenjener unwirtlichen Gegend beschlossen einige von ihnen sich abzuspalten und weiter in die Mitte Namibias zu ziehen. Diejenigen die in Kaokoland blieben, nannten sich dann Ovahimba und Ovatijimba.
Traditionell haben die Herero keine strenge politische Struktur, das änderte sich erst als sie sich permanent in Zentralnamibia nieder ließen und „Tjamuaha“ ihr Chef wurde. Dieser Name wird in Teil 4 der namibischen Geschichte nocheinmal wichtig werden, also merkt ihn euch!
Die Grundsteine der Religion des Stammes waren das rituelle Feuer, das vom Dorfältesten am Leben gehalten wurde und der Lobpreis auf die Vorfahren. Das Feuer ist traditionell verortet zwischen dem Eingang der Haupthütte und dem Viehgehege. Es symbolisiert den Kontakt zwischen dem Leben und den Verstorbenen Familienmitgliedern.
Die Hereros hielten immer Ausschau nach dem besten Platz zum siedeln z.B. wo es genug Wasser gab. So war es immer einfach für sie umzuziehen, auch nach einer langen Zeit. Ihr Ein und Alles war ihr Viehbestand.


The Caprivians

Die Caprivi Region dürfte vielleicht einigen bekannt sein, als eine der schönsten Gegenden Namibias. Sehr grün, sehr wasserreich mit einigen Flüssen! Auch hier hat sich ein Tribe niedergelassen. Dieser betrieb eine „mixed economy“ bestehend Viehhaltung, Landwirtschaft, Fischen und Jagen.
Die Masubiya und die Mafwe, beides Stämme der Caprivi Region, wurden regiert von einem Stammeschef, ein Berater stand ihm dabei zur Seite, sowie eine Art Rat. Das soziale System dieses Stammes basierte auf der Blutlinie der Väter. Auch üblich war es mehrere Ehefrauen zu haben. Diese Tradition überlebte sogar bis heute!
Für die Relgion der Caprivians war ebenfalls die Anbetung seiner Vorfahren sehr wichtig. Für den Stamm stellen sie die Wächter der Familienseelen dar.

Freitag, 9. Oktober 2015

Swakopmund, Klappe die Zweite

Ein schönes Wochenende am Meer




Huch, schon wieder Swakopmund? Ja! Für euch noch frisch in Erinnerung aus meinem letzten Blogpost, für mich jedoch ein Wiedersehen nach fünf Wochen.

Vielleicht war es dem ein oder anderen bewusst, wahrscheinlich ist es an den meisten leider vorbei gegangen: am Montag war Internationaler Lehrertag. Nun, warum das in Deutschland nicht so bekannt ist, ist klar; Lehrer sind offensichtlich nicht besonders beliebt oder geschätzt. In Namibia wird das anscheinend jedoch anders wahrgenommen und so hatten die Schulen in allen Teilen des Landes am Montag frei - und die Lehrer Zeit, sich von ihrer anstrengenden (Ja!) Tätigkeit zu erholen. Und wer jetzt ganz fleißig aufgepasst hat, weiß nun, dass ich damit ein langes Wochenende hatte. Und so ein langes Wochenende will schließlich genutzt werden! Also auf ins 700 Kilometer entfernte Swakopmund... (und ihr kommt einfach mal kurz mit!)

Für fünfzehn Euro quer durch Namibia

Eigentlich war mein Plan am Wochenende mit einer Freundin hier, sich ein Auto zu mieten und den Caprivi zu erobern. Leider hat das mit dem Auto nicht geklappt, und um nicht ganz gelangweilt im Hostel zu verweilen, habe ich mich Finni und Caro angeschlossen, die nach Swakop wollten. Der Plan war irgendeinen Bus oder Lift nach Swakop zu nehmen. Züge gibt es hier ja eher nicht und außer dem Intercape (der nicht nach Swakop fährt) oder einem privaten Lift (den wir nicht hatten) blieb uns damit nur eins der Privattaxis. Privattaxis sind ein lukratives Geschäft hier. Du brauchst nur einen fahrbaren Untersatz und dann stellst du dich an eine Tanke und quatschst Leute an wo sie hinwollen. Wenn du genug gefunden hast, fährst du zum gewünschten Ziel und kassierst dafür Geld. Der Vorteil für uns: es ist sehr billig. Der Nachteil: Man hat in diesen Bussen nicht viel Platz und es dauert ewig. Da uns jedoch nichts anderes übrig blieb, machten wir uns also auf zur nächsten Tankstelle mit unseren Rucksäcken (ja ich schaffe es tatsächlich Sachen für ein Wochenende nur in einen Rucksack zu packen, seid stolz auf mich). Kaum waren wir in Sichtweite, kamen die Fahrer auf uns zugestürmt. Denn wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Sprich, wer dich als erstes anquatscht hat das Recht dich mitzunehmen wenn du zusagst. Würdest du mit dem zweiten mitfahren, kann man durchaus eine Prügelei anzetteln. Unser Ziel war Swakop, aber jeder Fahrer lachte nur und sagte so weit fährt keiner von hier aus. Wir sollten erst zu einer anderen Stadt fahren und es dort mit Swakop probieren. Das hatten wir uns schon gedacht aber noch wollten wir das nicht ganz einsehen und so standen wir noch etwas rum und warteten auf ein Wunder. Das Wunder kam nicht ganz so wie wir es wollten, es kam nämlich in Form einer kleinen Sand-Staub-Dreck-Windhose, die sich öfters in Grootfontein bildet bei all dem Staub. Diese Windhose erwischte uns mit voller Breitseite und wir waren von oben bis unten mit Staub und Sand eingezuckert. Schön. Wirklich total angenehm, wenn man eh schon total durchgeschwitzt ist von der Hitze und dann noch voller Sand ist. Doch das Highlight war echt als Caro von einem Pappkarton erwischt wurde, der vom Wind mitgerissen wurde.  Resigniert stiegen wir so dann doch in ein Taxi bis Tsumeb. Das ist die nächste Stadt und etwa 60 km entfernt. Während der Fahrt hatten wir dann genug Zeit uns den Sand aus den Ohren rauszupulen.

In Tsumeb angekommen, bezahlten wir unsere 60 Dollar (etwa 4 Euro) und hatten Glück, da sofort ein Bus nach Swakop bereit stand und auch schon fast voll war (warum das ein Glück ist, erfahrt ihr später noch). Der Bus war ein Kleinbus, eine Art großer Van mit Gepäckanhänger hinten dran. Dort verstauten wir unsere Rucksäcke, bezahlten 200 Dollar, das sind etwa 13 Euro und steigen ein. Die Strecke die nun vor uns lag betrug etwa 650 Kilometer und ich finde 13 Euro ist da schon ein Schnäppchen.
Man sollte sich nur klar sein wofür man da bezahlt: Ein Bus, in diesem Fall mit Sitzen die nur so breit sind, dass eine Pobacke Platz hat, damit möglichst viele Leute rein passen, ohne Klimaanlage, von Steinschlag gesplitterte Scheiben und mit exklusiver Gratis Beschallung von afrikanischer Düdelmusik in einer Lautstärke die dir das Trommelfell zerreißt. Und das sieben Stunden lang. Am Anfang denkst du dir noch "ach ja schön, so afrikanisch". Aber nach drei Stunden bist du nur noch angenervt und nach fünf Stunden durchaus bereit auf das Radio zu schießen wenn du nur eine Waffe hättest.
Sieben Stunden später und zwei Trommelfelle weniger kamen wir dann endlich gegen 10 Uhr abends in Swakopmund an. Mit einem Taxi waren wir dann auch schnell in dem Haus, in dem unsere Freunde wohnen und wir freundlicherweise übernachten durften. Und wir konnten endlich all den Sand, Dreck und Schweiß abwaschen und in unsere Schlafsäcke kriechen.

Ein Tag am Meer

Am nächsten Morgen erwachen wir und alles ist klamm. Wir frieren. Wir frieren tatsächlich. In Grootfontein schwitzen wir jeden Tag und stöhnen über die Hitze und hier frieren wir. Ist auch mal ganz angenehm. Nach einem tollen Frühstück im Cafe mit Schokotorte, Chai Latte und Sandwich machen wir die Stadt unsicher. Und dann zeigt sich auch endlich mal die Sonne in Swakop. Bei Sonnenschein ist die Stadt gleich viel schöner, richtig schön um genau zu sein. Die Häuser sind oft sehr besonders. Sehr vikorianisch, deutsch. Nach einer Stärkung mit viel Eiscreme, gehts auf, Richtung Strand. Leider war auf meiner Kamera ein Schleier und so sind die Fotos alle etwas

"nebulös"...




Für den Abend haben wir im "Jettys" einen Tisch reserviert. Das Jettys ist ein, für namibische Verhältnisse, sehr feines Restaurant an der Spitze des Steges schon etwas draußen auf dem Meer. Ergattert man einen Platz am Fenster hat man einen grandiosen Blick auf die Wellen und den Sonnenuntergang. Für Silvester habe ich hier auch schon mal einen Tisch reserviert. Man gönnt sich ja sonst nichts ;)




Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der...Kamele

Sonntags haben wir etwas ganz besonderes vor: Finni und ich wollen Kamelreiten gehen. Auf Pferden sind wir in Windhoek schon geritten und jetzt sind die etwas größeren Exemplare dran. Und das Ganze in der Wüste.
Der Veranstalter bietet auch Quadfahren und allerlei anderes Spaßiges in der Namib Wüste an. Als wir dort ankommen begrüßen uns zwei wunderschöne Aras mit denen wir vor unserem Ausritt noch etwas flirten durften.


Und dann geht es auch schon rauf auf die Kamele. Wirklich wunderschöne Tiere, wenn sie auch etwas merkwürdige Geräusche machen. Absalom (oder so ähnlich) und Abraham waren unsere Opfer :D Der Guide führte uns und die Kamele raus in die Wüste. Und was soll ich sagen, es war ein riesen Spaß. Im Gegensatz zu den Pferden habe ich mich wirklich sicher gefühlt und auf Sand zu "reiten" ist irgendwie etwas ganz besonders. Auf meiner Bucketlist steht jetzt auf jeden Fall eine Safari auf Kamelen!





...und das Ganz 10 Stunden wieder zurück

Montag ist unser Ausflug leider schon wieder vorbei und wir müssen uns wieder auf unseren beschwerlichen Weg zurück machen. Um 10 stehen wir bereits wieder an einer Tankstelle und haben Glück und finden sofort einen Bus, der in unsere Richtung zurück fährt. Wir steigen ein. Und dann warten wir. Und warten. Dummerweise haben wir angenommen, der Bus würde auch nur mit uns fahren. Tut er natürlich nicht. Er wartet bis er bis unter die Decke voll ist. Tatsächlich können wir erst um halb 12 Swakop verlassen. Auf einen Schlag wurde es wieder richtig heiß und als wir in Omaruru für eine halbe Stunde halten (Warum weiß keiner...) bin ich nahe am Hitzschlag. Wir brauchen ewig für die Strecke und sind erst um sechs Uhr in Tsumeb. Dort dürfen wir endlich aus dem engen Bus raus und ein Freund aus Grootfontein wollte uns dort abholen. Wir müssen noch eine Stunde warten bis er kommt. Warten. Das ist Afrika. So langsam nervt es mich schon fast nicht mehr. Als er endlich da ist mit seinem Pickup darf ich hinten auf der Transportfläche Platz nehmen. Er meinte so sähe ich jetzt wirklich wie ein Farmarbeiter aus. Aber diese Art zu reisen ist total üblich hier. Es ist sogar offiziell erlaubt, dass man auf der Transportfläche sitzt. Es dürfen aber irgendwie nicht mehr wie sechs Leute sein. Na wenn es weiter nichts ist...
Tatsächlich macht es aber einen Riesen Spaß so zu fahren und ich habe den besten Blick auf den Sonnenuntergang über der Steppe während wir nach Grootfontein zurück fahren.