Mittwoch, 23. Dezember 2015

Ausflug zu den "San"

Menschen im Einklang mit der Natur


Bevor meine Freundin Isabel übermorgen kommt und wir uns beide am 26. aufmachen um drei Wochen praktisch in der Wildnis zu campen, habe ich noch einige Tage für mich und was passt da nicht besser als ein bisschen Geld auszugeben :D statt jedoch shoppen zu gehen, habe ich einen Ausflug gebucht. Wie ihr euch sicher erinnert, habe ich im Rahmen meines Unterrichtens auch Geschichtsunterricht gegeben. Und wer alle meine Blogeinträge verfolgt hat, durfte bereits ein bisschen was über das namibische Urvolk "die San" erfahren. Eine Gruppe dieses Volkes habe ich heute besucht. Zuerst gings raus aus Windhoek auf die tolle Naankuse Lodge. Auf ihrem Gelände lebt eine Familie der San jedes Jahr für etwa drei Monate. Eigentlich leben sie eher im Norden. Für die Zeit, die sie dort in ihren Hütten leben, zeigen sie Touristen ihren lifestyle und einige Fähigkeiten die sie sich in der Natur angeeignet haben.

Mit einer kleinen Gruppe von nur fünf Leuten ist unser Guide, der ebenfalls San ist, aber in diesem Fall auch dem Englischen mächtig ist, auf das Gelände gefahren, auf dem die San leben. Unter einer Gruppe von Bäumen befindet sich deren Dorf. Dieses besteht aus Strohhütten und einer Feuerstelle. Freudig werden wir begrüßt, vom Chief zuerst, der nur noch einen Arm hat. Die Geschichte dazu wird gleich miterzählt. In der Sprache der San, die aus vielen Klicklauten besteht, erklärt er, dass ein Pfeil in jungen Jahren ihn seinen Arm gekostet hat. Die Spitze des Pfeils war mit Gift getränkt, so wie es bei ihnen üblich ist. Auch die Ärzte im Krankenhaus konnten den Arm nicht mehr retten, als er sich einen Pfeil ausversehen in besagtem versenkt hatte.
Der Chief, ein schon alter Mann ist mit buntem Perlenschmuck geschmückt. Der Lendenschurz besteht aus Tierhäuten. Die Frauen und die Männer sind oberkörperfrei und insgesamt eher von kleiner Statur. Überflüssiges Fett gibt es bei ihnen nicht. Später erklärt man uns, dass die San nur essen wenn sie hungrig sind. Die Frauen tragen ihre kleinen Kinder in Tragen aus Tierhaut auf ihrem Rücken. Geschlossen machen wir uns auf in den Busch.

Als erste Station wollen die San uns zeigen wie sie Wasser auf der Jagd bekommen wenn sie keines dabei haben. Wir halten an einer unscheinbaren Pflanze. Ich hätte sie wohl am ehesten als Gras bezeichnet... Einer der San Männer beginnt mit einem Eisenstab, die Erde um die Pflanze herum auszugraben. Der Guide erklärt, dass dies die "Waterroot-Pflanze" ist. In der Wurzel der Pflanze, die, als sie erst einmal ausgegraben ist, tatsächlich sehr groß ist, ist Wasser gespeichert. Der Guide schält die Wurzel für uns und wir dürfen probieren. Vom Aussehen her würde ich die Wurzel als Meerrettich ähnlich beschreiben. Sie ist sehr faserig, etwas bitter und wenn man darauf beißt ist sie tatsächlich sehr, sehr saftig. Wir lutschen das Wasser heraus und spucken die Reste wieder auf den Boden. Während wir die Pflanze bewundern, sitzen die anderen der San Familie im Schatten auf dem Boden. Die Kinder sammeln im Umkreis kleine Zwiebelchen, die die Erwachsenen dann genüsslich verspeisen.


Weiter geht es zum nächsten Wunder der Natur: dem Shepard Tree. Der Chief holt mit einem Speer kleine grüne Kügelchen vom Baum. Außen grün, innen Rot, kann man das Innere essen wenn es reif ist. Es schmeckt dann sehr süß und man kann auch Saft daraus machen. Alles was uns gezeigt und erklärt wird, erzählt uns der Chief in San und der Guide übersetzt es dann für uns. Witzigerweise brauchte der Guide dafür nur halb so lang als der Chief. Die Sprache der San ist sehr ausführlich und bildlich erklärt uns, unser Guide.











Als nächstes wenden wir uns einigen medizinischen Pflanzen zu. Eine fand ich besonders interessant. Mit den Blättern dieses Busches kann man, wenn sie gekocht werden, Grippe behandeln. Fügt man die Blätter jedoch zu dem Gift auf den Spitzen der Pfeile hinzu, dann verstärkt es das Gift und das Tier stirbt definitiv.

Schließlich wollen uns die Bushmänner noch zeigen wie man Feuer macht. Die Technik hat wahrscheinlich jeder schon einmal gesehen: Mit zwei Stöcken und etwas trockenem Gras versucht man durch Reibung Funken zu erzeugen. Leider klappt es nicht, da sie nicht genug Stöcke dabei haben. Aber das hat schließlich jeder schon einmal gesehen.

Zum Schluss kehren wir auf den Dorfplatz zurück und es werden einige traditionelle Tänze gezeigt. Dazu werden Ketten mit bestimmten raschelnden, getrockneten Früchten um die Beine gebunden und dann getanzt und gesungen. Den Zebra-Tanz durfte ich sogar mittanzen. Sah bestimmt ziemlich bescheuert aus, ich als dicke, weiße die zusammen mit den stolzen San da im Kreis rumgesprungen ist xD

Insgesamt war es ein toller, sehr interessanter Ausflug. Am Ende habe ich noch meine Neugier befriedigt und den Guide über die Familienstrukturen und die Aufgabenrollen der San ausgefragt. Das Leben des Volkes, was das älteste Namibias ist und von dem man nicht weiß von woher sie gekommen sind bevor sie nach Namibia kamen, hat mich schwer beeindruckt. Klar, es beeindruckt wie wenig sie zum Leben brauchen aber viel spannender fand ich zu sehen welchen Wissensschatz die San über die Natur besitzen. Pflanzen die für uns absolut unscheinbar wirken, beinhalten Kräfte, die wir nicht mal ansatzweise ahnen und die San wissen diese für sich zu nutzen. Mit einer der beeindruckendsten Ausflüge hier in Namibia!

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