Dienstag, 22. September 2015

Die verrückteste Busfahrt meines Lebens

Busfahren auf afrikanisch


Huhu, kennt ihr mich noch? Ist etwas her, dass ich mich melden konnte. Ich hatte so furchtbar viel zutun mit der Schule, dass ich es einfach nicht eher geschafft habe. Deshalb gibt es mein gestriges Erlebnis als Appetitmacher auf die kommenden Beiträge der Woche! Denn endlich soll auch der Beitrag zu Sossusvlei kommen und wahrscheinlich geht auch die Geschichtsstunde weiter.

Doch was habe ich letzte Woche inklusive des Wochenendes gemacht? Nachdem Finni die zweite Woche in Deutschland war um der Hochzeit ihrer Schwester beizuwohnen und ich dadurch alle ihre Stunden übernommen habe, hatte ich jeden Tag so viel zutun, dass ich kaum zum Schlafen gekommen bin. Das Erntedankfest ist jetzt auch schon eine Weile rum und Grootfontein hat mal wieder einen Grund gebraucht um zu feiern und natürlich zu trinken. Deshalb war von Mittwoch bis Freitag die Grootfontein Agri Show! Das Ganze lässt sich am besten als Volksfest, Flohmarkt, Pferdeshow Mischung beschreiben. Und meine Schule hat mal wieder die Bar gestellt. Das hieß für mich vorallem Arbeit. Vier Stunden täglich durfte ich den feierwütigen Grootfonteinern Softgetränke, Bier und Essen verkaufen. Dabei habe ich viel Africaans gelernt, also zumindest wie es sich anhört wenn jemand auf Africaans Bier und ein kleines Wasser bestellt.

Nach dieser furchtbar anstrengenden Woche, es waren zwischenzeitlich schon 34 Grad, sollte das Wochenende etwas entspannender werden. Die Hitze macht mir jetzt schon gut zu schaffen. Ich bin gespannt wenn es noch heißer wird... Der Winter geht hier einfach übergangslos in den Sommer über. Vor sechs Wochen waren es noch so 20 Grad und jetzt sind es immer über 30. Aber zurück zum Thema, das Wochenende: Das Goethe Zentrum in Windhoek hat alle Studenten des Projekts zu sich eingeladen um sich kennen zu lernen und uns auch noch einige Hinweise für den Deutschunterricht mitzugeben. Also haben Caro (die Praktikantin aus Rundu) und ich, uns Freitag auf den Weg in die Hauptstadt gemacht. Einer der Lehrer wollte uns freundlicherweise mitnehmen und auch vier Schüler, die eigentlich aus der Gegend von Windhoek stammen, haben uns begleitet. Nach eineinhalb Stunden Fahrt und im zehn Minuten Takt, durch die Klimaanlage verursachte Gletscher-Kälte und Wüstenhitze, hatte ich schon einen trockenen Hals und Schluckbeschwerden. Als wir in Windhoek nach 5 Stunden ankamen war ich völlig krank. Na super!

Das Unglück ging gleich weiter. Schlafen wollten wir bei Praktikanten aus Windhoek im "Delta-Hostel". Als Wegbeschreibung gab es nur den Namen der angeschlossenen Schule: Die Delta-School. Dort abgeladen, düsten unser Lehrer inklusive der Schüler wieder ab und Caro und ich fragten freundlich an der Rezeption nach den beiden Deutschlehrern Melanie und Franzi.
Die Frau dort schaute uns an wie Marsmännchen. Deutschlehrer? Gibt es hier nicht! Die Frage ob wir hier auch wirklich richtig wären folgte auf den Fuß. Diese konnten wir nun mit Nein beantworten. Wie sich herausstellte, gab es zwei Delta-Schools. Eine Secondary und eine Primary. Bei der Secondary befanden wir uns und zur Primary mussten wir anscheinen. Auf die Frage ob man dort hinlaufen könne, lachte sie herzlich. Na gut also nehmen wir uns eben ein Taxi. Das Erlebnis war schon wieder Afrika-High-Life.

Das Wochenende habe ich dann eher mehr im Bett verbracht, aufgrund der netten Erkältung die mich heimsuchte, als irgendwo sonst. Man könnte meinen ich würde es bereuen dann überhaupt gefahren zu sein. Tat ich auch, aber nur bis zur Rückfahrt!

Der Lehrer, der uns auch wieder mit zurück nehmen wollte meldete sich den ganzen Sonntag nicht und plötzlich, gegen vier Uhr, musste alles ganz schnell gehen. Caro und ich hechteten also zum Treffpunkt, wobei Caro sich sehr zusammenreißen musste da sie noch etwas von letzter Nacht in den Seilen hang. Auch ich hatte noch mit den Auswirkungen meiner Erkältung zu kämpfen. Kaum schloss sich die Tür unseres Schulbusses hinter uns gab Felix auch schon Gas. Verlorene Zeit gut machen. Finni war endlich aus Deutschland zurück und befand sich mit vier stinkenden (die Jungs hatten wohl vorher erst ein Hockeyspiel absolviert) Schülern bereits im Bus. Während mich der erste Hustenanfall durchschüttelte (eine Mischung aus Fahrtwind, Schweiß und Erkältung macht sich nicht gut) saß Caro völlig abgekämpft neben mir. Gegen den offensichtlichen Hangover hatte einer der Schüler ihr ein Holzkreuz in die Hand gedrückt. Soll doch Gott, Caro helfen den Hangover zu überwinden...

Mit Affentempo sind wir irgendwie aus Windhoek raus und waren auch schon flugs beim Roadblock. Die Kontrolle, die an allen Straßen die aus Windhoek raus und wieder rein positioniert ist soll dafür sorgen, dass nichts geschmuggelt wird und auch die Autos auf ihre Fahrtüchtigkeit prüfen. Caro, die sich mittlerweile auf dem Boden des Busses gelegt hatte um zu schlafen, musste schnell wieder irgendwie ihren Sitzplatz einnehmen. Ein auf dem Boden liegender Fahrgast kommt wohl selbst in Afrika nicht so gut. 

Und so verrückt ging die Fahrt weiter. Beim nächsten Supermarkt sollten sich alle mit Essen für die fünfstündige Fahrt eindecken. Ich hätte gerne etwas Warmes gehabt, aber so spät war an einem Sonntag schon alles ausverkauft. Während ich mich mit einem Brötchen und Banane, typisch deutsch versorgte, griffen die Jungs und Felix (der Lehrer) auf die afrikanische Art des Essens zurück: ein ganzes gebratenes Huhn mit Brötchen und einer dazu gekauften Flasche Mayo. Gegessen wurde alles bei laufender Fahrt. Brötchen aufreißen, Mayo rein, Hühnchen zerrupfen, Fleisch ins Brötchen und fertig! 

Auch das nächste Erlebnis fügte sich in die verrückte Busfahrt ein, war jedoch nicht von lustiger Natur. Beim nächsten Halt, eine Tankstelle durften wir dann nämlich leider an der Zapfsäule beobachten wie ein Mann aus einem Wagen gezerrt und verprügelt wurde. Für einige Zeit lag er bewusstlos am Boden. Als er dann wieder aufstand, scheinbar nicht ganz so schlimm verletzt, fiel uns allen ein Stein vom Herzen. 

Die restliche Busfahrt fuhren wir mit offenen Fenstern, der Fahrtwind pfiff uns nur so um die Ohren, die Schlaglöcher der Straße schüttelten uns ordentlich durch und alle versuchten sich so gut wie möglich mit dem begrenzten Platzangebot zu arrangieren. 

Dazu kam, dass es relativ warm war und die Jungs lösten ihr Problem damit, dass sie sich einfach ihres Tshirts entledigten. Nun, das konnten wir Mädels nicht. Ihr müsst euch das vorstellen: Alle in einen Minibus geklemmt, alle schon voll gaga von der langen Fahrt und den Manövern die Felix fuhr, die Jungs ohne Shirt, die Musik auf Anschlag gedreht und alle rocken dazu ab. Verrückt. Einfach nur skurril und verrückt.



Spät sind wir wieder "gut" in Grootfontein angekommen und heute Nacht hat es tatsächlich geregnet! Da hier alle Häuser, Wellblechdächer haben, war es ein furchtbarer Lärm wie die Regentropfen auf das Dach getrommelt haben. Und sogar gewittert hat es. Wer jetzt allerdings meint, der Regen hätte alles abgekühlt, der liegt sehr falsch. Schon jetzt um kurz nach sieben ist es schon wieder gut warm! Und damit verabschiede ich mich auch schon wieder, ich muss in den Unterricht, auf ganz Bald!

1 Kommentar:

  1. Das Gute daran ist das du sowas noch deinen Enkeln erzählen kannst :-D Auch wenn es im den Momenten nicht so prickelnd war ;-)

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