Auf dem roten Teppich
Wir erinnern uns, das Schuljahr in Namibia befindet sich
gerade im letzten Term und das bedeutet auch, dass eine Klassenstufe jetzt
entlassen wird. Und genau das haben wir letzten Freitag getan: die 12. Klasse
mit einem tränenden Auge verabschiedet. Um den Schulabschluss wird hier ein
derart großes Brimborium gemacht, Wahnsinn. Schon Tage vorher mussten die 12er
und die 11er, die, das Ganze mitorganisiert haben nicht mehr in die Schule und
alles redete nur noch über das richtige Kleid und das Auto, mit welchem sie am roten
Teppich ankommen würden. Ihr habt richtig gehört, roter Teppich. Es gab einen
langen roten Teppich. Ich hab von keiner Schule gehört, die sowas besitzt. Nun
gut, natürlich waren Finni und ich dazu eingeladen. Mit förmlicher Kleidung
sollten wir erscheinen und ich denke, das haben wir ganz gut hinbekommen.
Doch das war nicht das einzig Schöne was wir an diesem Abend zu sehen bekommen haben. Mit der Zeit trafen immer mehr Lehrer, Eltern, Freunde und Zuschauer ein, versammelte sich um den roten Teppich und dann kam der große Auftritt der 12er! Nacheinander fuhren die tollsten Autos vor: Oldtimer, ein Truck, Limos, ein Quad und sogar eine Kutsche gezogen von Eseln war dabei. Und den Wägen entstiegen die herausgeputztesten Jugendlichen die ich jemals gesehen habe. Eine Oscarverleihung ist ein Mist dagegen. Die Jungs im feinen Anzug mit Fliege und schwarzen Lackschuhen und die Mädels in den schönsten Abendkleidern. Spitze, Pailletten, Hochsteckfrisur, lackierte Nägel, das volle Programm. Und bei den Figuren und Hinterteilen der Afrikanerinnen kann man wirklich neidisch werden. In einige Kleider hätte ich wohl nur bis zur Grundschule hineingepasst. Wenn die Schüler am Teppich ankamen wurde geklatscht was das Zeug hielt und ein Blitzlichtgewitter ging auf sie nieder. Sie genossen es sichtlich, es war ihr großer Auftritt.
Völlig geplättet sind wir dann rein uns hofften auf endlich
etwas zu Essen. Aber ganz nach dem Motto: „That Is Afrika – TIA“ lief natürlich
nicht ganz alles wie es sollte. Irgendwie gab es zu wenig gedeckte Tische.
Jedoch wäre es auch nicht Afrika, wenn das alles kein Problem wäre. Man fuhr
kurzerhand mit dem Traktor vor und brachte noch einige Tische und Stühle für
alle.
Es wurde noch ein richtig netter Abend mit dem ein oder
anderen Gläschen, einem leckeren Essen und einer After-Party. Auch Henk und
seine Verlobte waren da (wenn ihr jetzt nicht wisst wer das ist solltet ihr
nochmal den Eintrag vom Erntedankfest lesen) und mit ihnen verabredeten wir uns
am nächsten Tag gleich nochmal. Ein wichtiges namibisches Kulturgut sollte uns
beigebracht werden. Nein, nicht das Trinken, dafür hatten wir unsere Feuertaufe
schon beim Erntedankfest. Obwohl ich sagen muss, dass wir daran wieder nah ran
kamen. Es ging ums knobeln!
Dies sollten wir in einem ortsansässigen und echt
gemütlichen Lokal lernen. Um sechs gings los und bevor wir was zu Essen
bestellen konnten wurden wir gleich in die Regeln eingeführt. Rückblickend wäre
es wohl besser gewesen, zuvor schon was zu essen. Aber hinterher ist man ja
bekanntlich immer schlauer. Die Regeln kann ich euch jetzt hier leider nicht
erklären weil ich sie nämlich immer noch nicht ganz verstanden habe (irgendwann
wollte mein Kopf das englisch nicht mehr übersetzen). Es ist irgendwas mit zwei
Würfeln, Sechsern und Einsern und abergläubischen Regeln die sich gewaschen
haben. Zum Beispiel wenn man nochmal würfeln möchte soll man einen Würfel
nehmen der zuvor bereits eine Eins gewürfelt hat, denn der weiß ja schon wie
man eine Eins würfelt… Ach ja und natürlich Schnaps! Wer verliert (und ich habe
leider oft verloren) muss allen eine Runde Schnaps ausgeben. Allen. Das
bedeutet, es sind am Ende auch alle gleich betrunken. Hat auch so seine
Vorteile. Der Shot kostet hier 12 Dollar und da das etwa 80ct sind kann man
viele Runden bestellen bis Ebbe im Geldbeutel ist. Ob das jetzt ein Vorteil
oder ein Nachteil ist muss jeder selbst entscheiden. Irgendwann haben wir dann
doch mal was bestellt und ich habe mich wirklich auch mein Eisbein mit
Bratkartoffeln gefreut. Ja, ihr habt richtig gehört! Eisbein.
PS: Seit Sonntag, wo wir hier die Uhren umgestellt haben auf
Sommerzeit ist Namibia übrigends wieder mit der deutschen Uhr gleich. Jedoch
nur bis ihr wieder die Uhren umstellt. Dann ist alles andersherum und ihr seid
eine Stunde zurück.
Oha, die trinken echt immer, die guten Namibier :-D Das Essen sieht echt immer gut aus, wirklich! Schade das du keine Bilder von den herausgeputzten Kids hochgeladen hast, das hätte ich gerne mal gesehen, wie die aufgedonnert waren :-D Danke schön, für den wieder einen tollen Blog ;-)
AntwortenLöschen