Donnerstag, 8. Oktober 2015

Der Urlaub geht zu Ende - Swakopmund

Wo der Meeresgott seine Geliebte, die Wüste, küsst


Nachdem letzte Woche der mittlere Teil meines Urlaubs als Post verwurstet wurde, hier nun der letzte Teil meines Urlaubs im August...rückblickend: Schön war's!

Aus der Wüste und der angenehmen Wärme zurückgekehrt, schlägt uns das Wetter in Swakopmund depressiv eins (Entschuldigung für den Ausdruck) "in die Fresse". Der Himmel nun nicht mehr schön blau sondern traurig grau, die Temperaturen nur noch bei 14-15 Grad und es regnet Binnfäden. Urlaub am Meer, juchee!
Trotz alledem ist der Anblick des Meeres und der Wellen, die sich laut rauschend am felsigen Strand brechen, beeindruckend. Ich finde ja, der Anblick von Wellen und der Geruch der Seeluft, das Kreischen von Möwen beruhigt einen gleich total.


Hotel Desert Breeze und ein Nachmittag in der Stadt


Nachdem es der letzte Abend mit unseren geliebten Amerikanern ist, beschließen wir noch einmal gemeinsam Essen zu gehen. Unser Tourguide empfiehlt uns das "Tug" und so wird kurzerhand dort eine Reservierung gemacht. Dann trennen sich ersteinmal unsere Wege und wir machen uns auf zum Hotel.

Mal wieder hat meine Mama so lange nach einer Perle des Hotelgeschäfts gesucht, bis sie sie gefunden hat. So auch diesmal. Unser Hotel besteht aus kleinen Bungalows die direkt zur Wüste hin gebaut sind und kunterbunt von außen sind. Auf dem Gelände sind geschmackvolle Kunstgegenstände und Holzstatuen verteilt. In unserem "Zimmer" erwartet uns ein offener Wohn- und Schlafbereich mit Panoramafenstern und einem Kamin. Im Bad gibt es eine große "Schneckendusche" die riesig und für mich der absolute Luxus ist (angesichts meiner Badsituation im Hostel).


Doch viel Zeit zum genießen des großartigen Bungalows bleibt uns nicht, wir wollen die Stadt erkunden!
Swakopmund ist eine typische Touristenstadt und überall sieht und hört man deutsch. Auch viele Ausgewanderte Deutsche leben hier, es gibt einige deutsche Buchläden (die in Namibia rar gesät sind, anscheinend liest keiner) und viele der Leute dort können auch deutsch. Zuerst einmal genehmigen wir uns eine Fischsemmel und schlendern dann durch die Straßen und Geschäfte. Schnell werde ich in einem Souvenirladen fündig und es geht ans bezahlen. Die Frau an der Kasse zieht meine Kreditkarte durch und dann...nichts. Ich kann nicht bezahlen. Aus irgendeinem Grund möchte meine Karte nicht. Gut, denke ich mir, dann zahl ich eben Bar. Dazu muss ich nur eben schnell zur Bank und Geld abheben. In Namibia wimmelt es nur so von Bankautomaten. Du kannst in dem hintersten Dorf stehen, eins ist sicher, es wird einen Bankautomaten geben! Vor mir an der Straße stehen sogar vier verschiedene Banken und ich habe die Auswahl. Doch leider möchte keiner der Automaten mir auch hier Geld geben. Ich werde unruhig, wenn was mit meiner Karte ist komme ich an keinen Ersatz, was etwas schlecht ist. Aus dem Souvenir wird also erst einmal nichts. Und jetzt kommt ein weiteres Problem dazu: Wie sollen wir heute Abend das Essen bezahlen? Mein letztes Bargeld habe ich im Buchladen ausgegeben und meine Mutter hat alles Geld im Hotel gelassen zur Sicherheit (mit Langfingern ist in Namibia immer zu rechnen). Uns bleibt nichts anderes übrig als wieder ins Hotel zu fahren und das Geld dort, zu holen. Das wars dann mit Shopping...
Zum Glück hatte ich wenigstens etwas Bargeld übrig um den Taxifahrer zu bezahlen. Zurück in der Stadt probieren ich und meine Mutter alle Karten durch und ich rufe nun schon leicht panisch in Deutschland bei der Bank an. Das Gespräch kostete allerdings so viel, dass mein Geld auf der Karte nur bis zu dem Moment gereicht hat als ich die gute Frau nach der Wartemusik endlich am Hörer hatte. Wir verbringen eine panische Stunde damit uns zu überlegen warum keine unserer Karten funktioniert und was wir jetzt tun.
Und dann, irgendwann die Erleichterung, plötzlich funktioniert alles wieder. Wahrscheinlich war es nur eine Störung bei der Verbindung von Frankfurt nach Namibia.

Nach diesem Schock erholten wir uns bei Gin Tonic, Südafrikanischem Wein, Schnecken in Knoblauch und Fischsteak im Restaurant. Es war ein toller letzter Abend mit unseren neu gewonnenen Freunden. Zurück im Hotel musste ich jedoch erst einmal um die Wette bibbern. Das Wetter in Swakopmund ist mir einfach zu kalt. Alles ist immer klamm und feucht. Also wurde als nächstes gleich mal der Ofen mit einer Menge Holz angeschürt und wir verbrachten die Nacht in wohligem Schwarzwälder Schinken Klima.

Von Pelikanen und einer Menge Sand



Für den nächsten Tag hat meine Mutter zwei Touren gebucht. Zunächst sollte es ans bzw. aufs Meer gehen um die Big 5 der Wasserwelt zu entdecken. Dazu fuhren wir eine halbe Stunde nach Walvis Bay, was Swakopmund am nächsten liegt. Walvis Bay ist etwas kleiner als Swakop hat aber die gleichen protzigen Strandvillen wie Swakop auch. Mit einer Menge anderer deutscher Touristen bestiegen wir ein Boot und ich sicherte mir gleich den besten Platz vorne auf dem Trampolin. Die Crew versorgte uns mit Decken und kuschelig eingepackt tuckerten wir los. Die Decken waren bitter nötig bei dem Wind und den Temperaturen die herrschten. Und ich war jetzt richtig froh noch eine Mütze nach Afrika mitgenommen zu haben.
Es dauerte nicht lange und schon landete das Erste Tier auf unserem Boot. Neben mir. Direkt neben mir. Ein riesiger Pelikan. Wusstet ihr wie verdammt groß diese Dinger sind?! Ich nicht. Dementsprechend erschreckt habe ich mich erst. Wirklich erholen konnte ich mich davon nicht, denn als nächstes kletterte ebenjener Pelikan, um an den Fisch zu gelangen, einfach über uns drüber. Eben sowenig Scheu und Skrupel zeigte auch jener Pelikan der mir-nichts-dir-nichts auf dem Kopf eines Mannes landete. Nach Fisch suchte er dort jedoch vergeblich...

Und wiedermal mussten wir uns von diesem Erlebnis mit Alkohol *hüstel* erholen. Diesmal, ein Tässchen Brandy, ausgeschenkt von der hilfsbereiten Crew an alle volljährigen Mitfahrer. Schneller als man glaubte verging die Fahrt und schon bald waren wir so weit draußen, dass wir die verschiedensten Tiere beobachten konnten. Auf einer kleinen Insel tummelte sich eine Kolonie Robben und veranstalteten den tollsten Lärm und sogar Delfine bekam ich vor den Auslöser meiner Kamera. Zurück versüßte man uns die Fahrt mit einem großen Buffet. Neben Sandwiches und Süßkram gab es auch sehr leckere, frische Austern. Diese kommen von einer nahegelegenen Austernfarm und sind wirklich groß und schön fleischig und überhaupt nicht so schleimig wie ihr sie vielleicht kennt. Sehr lecker. Ich bin ein großer Fan :D









Nach der Robben-Boots-Tour ging es sofort weiter für uns, denn wir hatten ja die Ganztagestour gebucht. Mit zwei Engländern, zwei Italienern und unserem deutschen Guide bestiegen wir den 4x4. Zuvor sagte meine Mutter noch, diese Tour hätte sie eigentlich nur für mich gebucht, denn auf Dünen fahren, stehe sie nicht so. Ja, das war die Wahrheit wie sich noch herausstellen sollte. Aber dazu später mehr. Noch ahnte ich nichts von unserem Abenteuer. Nach einem kurzen Halt an der Entsalzungsanlage bei Walvis Bay ging es ab in die Dünen der Namib Wüste. Es ist eigentlich die gleiche Wüste wie die bei Sossusvlei, ist aber im Grunde völlig anders. Zumindest meiner Wahrnehmung nach. Hier ist der Sand richtig gelb, nur manchmal durchzogen von roten und
schwarzen Schlieren (Magnetit) und es ist viel windiger.
Am Anfang geht es noch eine Weile am Strand entlang und irgendwann tauchen dann die höheren Dünen auf.

Der erste Halt war jedoch noch ein schöner Strandabschnitt. Hier hatte ich wieder Zeit meiner kleinen Leidenschaft der Makrofotografie nachzugehen und auch Zeit, mich mit meinen wasserfesten Schuhe so weit raus zu wagen, dass mich eine Welle voll erwischte und ich daraufhin mit nassen Beinen rumlief.







Doch irgendwann muss es auch mal weiter gehen und so stiegen wir wieder ins Auto und eroberten die Dünen.Vor uns fuhr ein 4x4, der es richtig krachen ließ und so schnell fuhr, dass dir allein vom Zuschauen schon schlecht wurde. Unser Fahrer übertrieb es nicht, sagen wir es mal so, allerdings fuhr er auch nicht Spielstraßengeschwindigkeit. Sand ist tückisch, um die Dünen zu erklimmen muss man etwas Gas geben und dann aber wieder aufpassen, dass man nicht über die Düne hinaus schießt. Sagen wir es mal so, meine Mutter klammerte sich am Sitz fest, die Engländer hinter mir hatten den Spaß ihres Lebens und ich hielt immer mit der Kamera drauf. (an dieser Stelle könnte ein Video stehen, wenn Laura es irgendwann auf die Reihe bringt es zu schneiden und zu minimieren...to be continued)

Die Dünentour rundeten wir noch mit vielen Fotos ab und sogar einem Buffet mitten in den Dünen. Austern, Sekt und Schokolade. Laura findet das sehr fein :)









Tommy's Living Desert Tour


Unser letzter ganzer Tag in Swakopmund beginnt wieder mit einem leckeren Frühstücksbuffet bei klassischer Musik. Und an dieser Stelle muss wirklich angemerkt werden wie freundlich das Personal den ganzen Urlaub immer zu uns war. Da kann Deutschland sich noch eine Scheibe abschneiden!
Für diesen Tag steht die Living Desert Tour an. Diese ist in ganz Namibia und darüber hinaus bekannt und wirklich ein Erlebnis. Tommy ist ein Mittfünfziger mit einem lustigen Gemüt, der praktisch alles über die Wüste weiß. Vor vielen Jahren kam er auf die Idee dieses Wissen mit der Welt zu teilen um dabei auch darauf aufmerksam zu machen, dass die Wüste geschützt werden muss. Er war der Erste der Touren in die Wüste angeboten hat. Heute ist sein Geschäft richtig groß und er bietet jeden Tag Touren an. Er selbst geht nur noch manchmal mit auf eine Tour, ansonsten hat er viele Helfer denen er alles was er weiß beigebracht hat und die normalerweise die Touren machen. Heute jedoch haben wir wieder einmal Glück und Tommy selbst macht die Tour und wir dürfen sogar in seinem Auto mitfahren! In den nächsten zwei Stunden zeigt er uns mitten in der Namib Wüste die unterschiedlichsten, faszinierenden Wüstenbewohner. Darunter Schlangen, ein Chamäleon und Tiere, die ich nicht beim Namen kenne, die aber äußerst schön waren. Tommy ist, ja sagen wir mal speziell, es kam durchaus vor, dass wir ein Stück in der Wüste fuhren, er ganz plötzlich hielt, ausstieg, zu irgendeiner Stelle im Sand lief, die genauso aussah wie die Millionen anderen Stellen, seine Hand in den Sand grub und dann wieder irgendein erstaunliches Tier in der Hand hatte. Das ist Tommy. Aber macht euch selbst ein Bild von den Tieren die wir bestaunen durften.









Tschüss Swakop, Hallo Windhoek, Tschüss Mama...


Ein letztes Mal wachen wir mit Blick auf die Namib Wüste auf und bald darauf sitzen wir schon im Shuttle nach Windhoek. Den letzten Tag und Abend unseres tollen Urlaubs verbringen wir in Windhoek. Zu unserem Hotel gibt es jedoch noch eine witzige Geschichte. Unser Fahrer lädt uns vor unserem vermeintlichen Hotel ab und fährt wieder. Laut den Infos die meiner Mutter hatte, sollte sich das Hotel in einem Einkaufszentrum befinden. Klingt jetzt erstmal etwas merkwürdig und als meine Mutter mir das mitteilte, fand ich es auch genau so merkwürdig. Tatsächlich hatte uns, unser Fahrer vor einem Einkaufszentrum abgeladen. Doch das Problem war, in dem Einkaufszentrum konnten wir nur ein Hotel finden, das völlig anders hieß als das, was wir suchten. Nach einigem Rätselraten brachte uns jemand auf die Lösung: Das Hotel wurde just letzten Monat umbenannt und keiner von der Reiseagentur war so freundlich uns das mitzuteilen.

Das Hotel war ein typisches Stadthotel und fiel leider gegen die anderen Unterkünfte unseres Urlaubs etwas ab. Aber für die eine Nacht völlig ausreichend und komfortabel. Noch einmal machten wir die Innenstadt unsicher und gaben unser letztes Geld für Souvenirs aus und dann brach auch schon der letzte Abend an. Sowas macht einem ja immer etwas sentimental und so begossen wir unsere Erlebnisse ein letztes Mal mit Gin Tonic und beobachteten von der Hotelterasse aus die Polizei wie sie vor dem Hotel die nicht verkehrsicheren Windhoeker anhielt und kontrollierte. Sehr spannend und sehr erstaunlich wie viele Autos hier kein Licht, die Fahrer keinen Führerschein haben oder schlicht zu stoned sind um zu fahren.

Ein allerletztes Mal genieße ich das reiche Frühstücksbuffet und dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen. Der Flieger meiner Mutter geht abends und ich mache mich schon wieder auf den langen Weg nach Grootfontein.

1 Kommentar:

  1. Wow, das war wieder ein ganz toller und spannender Bericht! Da habt ihr ja echt viel erlebt und gesehen, echt klasse! Schon erstaunlich das es so Menschen gibt die in der Wüste in den Sand packen und dann das ganze Vieh-Zeugs herausziehen :-D

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